Gesetz zur Rücknahme von Elektro-Altgeräten für Online-Händler

Wie Sie die Vorgaben des Elektrogesetzes in Ihrem Onlineshop umsetzen und zusätzlich Mehrumsatz generieren

Gesetzliche Regelungen und Bestimmungen ändern sich ständig. Um hier mithalten zu können und um der nächsten Abmahnwelle zu entgehen, müssen Online-Händler ihren Onlineshop regelmäßig anpassen. Neben der OMNIBUS-Richtlinie hat auch das Elektrogesetz einige Implikationen für Ihren Onlineshop.

Elektrogesetz – was für Online-Händler vorgeschrieben ist

Das ElektroG setzt die europäische WEEE-Richtlinie 2012/19/EU in deutsches Recht um. Es regelt das Inverkehrbringen, die Rücknahme sowie die umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten. Das Elektrogesetz wurde am 1. Januar 2022 (ElektroG3) novelliert.

Zentraler Bestandteil ist die Registrierungspflicht für Produkte, die unter das Gesetz fallen. Ich möchte in diesem Beitrag jedoch nur darauf eingehen, welche Anforderungen sich aus dem Elektrogesetz für Ihren Onlineshop ergeben und mit welchen Funktionen und Prozessen Sie in Ihrem Onlineshop implementieren sollten. Diese notwendigen Anpassungen können Sie dann nutzen, um Ihren Kunden zusätzliche Services anzubieten und damit Zusatzumsatz zu generieren.

Rücknahmenpflicht für Onlinehändler

Hersteller, die mit einem D2C-Ansatz direkt an Endkunden verkaufen, müssen ebenso wie Online-Händler, die über mehr als 400 Quadratmeter Lager- und Versandfläche verfügen, eine kostenfreie Rücknahme von Altgeräten anbieten. Das Elektrogesetz betrifft also den Verkauf über Onlineshop ebenso wie am POS. Detailliertere Informationen finden Sie z.B. beim Händlerbund

Rücknahmenpflicht für bestimmte Elektrogeräte

Bei Fernabsatzgeschäften müssen bestimmte Altgeräte künftig kostenfrei zurückgenommen werden, sofern Endverbrauchen ein entsprechendes neues Gerät bei Ihnen kaufen. Zu diesen Gerätekategorien zählen etwa Bildschirme und Monitore, Kühl- und Gefrierschränke und Großgeräte mit einer Abmessung von mehr als 50 Zentimeter.

Eine Übersicht, welche Geräte davon betroffen sind finden Sie z.B. auf der Website: www.elektrogesetz.de

Umsetzung in Ihrem Onlineshop: Neue Prozesse und Datentypen

Logistisch regeln Sie die Abholung mit Ihrem Fulfilment-Partner. Doch um den manuellen Aufwand und damit die Fehlerquote zu reduzieren, sollten Sie eine solide Datenbasis schaffen. Diese sorgt dafür, dass Ihr Fulfilment-Partner automatisiert die korrekten Daten aus dem Onlineshop erhält. Ihr Onlineshop sollte diese daher als Bestellpositionen mit den Auftragsdaten an das Ordermanagement-System bzw. an die Systeme Ihres Fulfilment-Partners senden.

Rücknahme von Altgeräten als Service im Onlineshop

Nachdem Sie geklärt haben, ob Sie zur Rücknahme von Elektro-Altgeräten verpflichtet sind, sollten Sie zunächst den Prozess aus Kundenperspektive definieren. Diesen sollten Sie mit Ihrem Fulfilment-Dienstleister diskutieren.

Dann folgt die Technik: Welche Anforderungen muss Ihr Onlineshop im Zusammenspiel mit den beteiligten Systemen erfüllen? Wie muss das Datenmodell erweitert werden?

Prozessdarstellung

Wie der Prozess zur Rücknahme aussehen soll, hängt natürlich auch von Ihrem Fulfilment-Dienstleister bzw. Carrier ab und muss mit diesem geklärt werden.

Datenmodell: Rücknahme von Altgeräten als Service-Produkt anlegen

Welches Datenmodell Sie wählen, hängt davon ab, welche Informationen (Daten) am Ende der Prozesskette, also beim Fulfilment-Partner ankommen soll. In der Regel sollte der Rücknahme-Service dabei als Produkt abgebildet werden. Dieses muss mit einem Master-Produkt verknüpft werden, da der Rücknahme-Service immer für ein bestimmtes Produkt in Anspruch genommen wird. Diese Information wird mit der Order an den Fulfiller übergeben.

Service-Produkt ist eine neue Produkt-Art

Das Lead-System für den Produkt-Stammdaten ist der Regel das ERP- oder Warenwirtschaftssystem. Das heisst, alle Produkte müssen zunächst dort angelegt werden. Produktdaten werden dann sinnvollerweise in einem PIM-System angereichert, also z.B. mit Beschreibungstexten versehen, Media-Assets verknüpft und Attributen zugewiesen. Diese Produktdaten werden dann mit dem Onlineshop (und anderen Verkaufskanälen) synchronisiert.

Unterscheidung verschiedener Produkt-Arten in ERP und PIM

Im PIM-System werden Produkt-Arten unterschieden und Produkt-Relationen gepflegt. Hier erfolgt also die Zuordnung, zu welchem Produkt ein Rücknahme-Service angeboten werden soll. Da Produkt-Manager in der Regel im PIM-System arbeiten, ist das dafür auch der passende Ort.

Übersicht Datenmodell Produkt-Arten

Was die Kunden sehen: Darstellung im Onlineshop

Eine wichtige Anforderung an den Onlineshop: Sobald das PIM-System ein neues Produkt via API an den Onlineshop sendet, muss dieser automatisiert ein neues Produkt anlegen. Das gilt für einfache Produkte ebenso wie für Service-Produkte, also für Produkte der Produkt-Art „Service“.

Auf Basis der Produkt-Art werden Standard-Produkte und Service-Produkte dann im Onlineshop unterschiedlich dargestellt und prozessiert:

ProduktartStandard-ArtikelService-Artikel
DatensatzMedia-Assets (Bilder, Videos, Datenblatt), Titel, Kurzbeschreibung, Produktbeschreibung, Attribute (Filter)Titel, Kurzbeschreibung, Produktbeschreibung, Information, Media-Assets (Bilder)
PreisPreis, Aktionspreis, Streichpreis, UVP, RabattePreis (auch 0,- EUR)
ArtikelverknüpfungCross Selling, Upselling, Zubehör, Verknüpfung mit Service-Produkten (1:n)Verknüpfung mit einem (Master-)Produkt (1:n)
Inventar/BestandInventarkein Inventar
ArtikeldetailseiteLayout PDPKeine Detailseite, Anzeige auf pdp des verknüpften Produktes
ProduktsucheSoll auf SERPs erscheinenSoll nicht in Suchergebnissen erscheinen, keine Google-Indizierung
WarenkorbDarstellung als Warenkorb-ItemDarstellung als Option zu einem Warenkorb-Item, im Warenkorb aus- und abwählbar
OrderPosition und Anzahl in Order Verknüpfung mit einer Bestellposition (SKU, 1:1)

Shop-Frontend: Template für Service-Produkte

Im Shop-Frontend erhält ein Service-Produkt ein eigenes Template. Service-Produkte sollten aus dem Such-Index herausgenommen werden, da diese nur mit einem Standard-Produkt erworben werden können. Eine Info-Box zeigt die Beschreibung des Service-Produkts. Service-Produkte werden auf der Artikeldetailseite (pdp), im Warenkorb und im Checkout angezeigt.

In Shopify sind Service-Produkte einfache Produkte

Da das Datenmodell von Shopify keine Service-Produkte kennt, werden diese im Shopify-Admin als „normale“ Produkte mit deaktivierter Inventar-Verwaltung angelegt. Diesen wird dann das entsprechende Template zugewiesen.

Produkt-Beziehung definieren: Welche Produkte sollen einen optionalen Service erhalten?

Nun muss noch geklärt werden, zu welchen Master-Produkten der Onlieshop einen zusätzlichen Service anbieten soll. Wie bereits gezeigt erfolgt die Zuordnug durch Produkt-Manager, also im PIM-System oder bereits im ERP-System. Das Onlineshop-Frontend zeigt dann Service-Produkte als Option zu Standard-Produkten an.

In den meisten Shopsystemen wird diese Produktbeziehung über Attribute realisiert. Shopify benötigt z.B. ein Metafield (z.B. „Produktliste“), dem alle relevanten Serviceprodukte angehängt werden. Der Typ des Metafeldes ist dabei z.B. „list.product_reference“ und der Wert ist eine Liste von Produkt-IDs (SKUs der Serviceprodukte):

„[gid://shopify/Product/{productID}“,
„gid://shopify/Product/{productID}“,
…]

Die Darstellung auf der Artikeldetailseite im Shop-Frontend:

Beispiel für Service-Produkte, die zu einem Standard-Produkt als Option angezeigt werden. Der Rücknahme-Service ist dabei einer unter mehreren optionalen Services.

Service-Produkte in Bestellungen

Damit Ihr Fulfilment-Partner oder Ihre eigene Logistik eine Bestellung mit zusätzlichem Service korrekt verarbeiten können, sind folgende Anforderungen zu erfüllen:

  1. Der Fulfiller sieht, welche Order welches Service Produkt enthält.
  2. Der Fulfiller sieht, für welche(s) Produkt(e) er welchen Service anbieten soll.

Um das sicher zu stellen, muss in den Bestell-Daten die SKU des Service-Produktes mit der SKU des Haupt-Produkts verknüpft werden. Je nach Webservice kann diese Information unterschiedlich aussehen. Dabei ist noch ein Edge-Case zu bedenken, nämlich dass Kunden mehrere Artikel ordern könnten und zu manchen Artikeln einen Zusatz-Service buchen aber zu anderen Artikeln nicht.

Fazit

Datenqualität ist der entscheidende Wachstumsfaktor

Falls Sie also einen kostenfreien Rücknahme-Service anbieten möchten oder müssen: Beginnen Sie mit den Basisdaten. Stimmt hier die Qualität, dann haben Sie gute Chancen auf reibungsfreie Prozesse.

Wie so oft im E-Commerce gilt auch für die Realisierung des Rücknahme-Service: Eine solide Datenbasis ist die wichtigste Grundlage für eine erfolgreiche Umsetzung.

Kundenservices sind Kundenvorteile

Die saubere Datenbasis bietet Ihnen nun die Möglichkeit Ihren Kunden mit geringem Aufwand weitere Services anzubieten. Und damit die Chance mehr Umsatz durch Upselling von Service-Produkten.

Das können bezahlpflichtige Services sein wie erweiterte Garantie, Aufbau-Service, Einbau-Serve, usw. Die Produkt-Art „Service-Produkt“ ist ja bereits eingeführt, der Prozess ist bereits definiert.

Vorteils-Kommunikation für Ihre Kunden

Ein wichtiger Punkt: Eine gute Vorteils-Kommunikation. Ziegen Sie immer den Preis „0,00 EUR“ an für den kostenlosen Zusatz-Service. Auch als Position im Warenkorb und im Checkout. Damit schaffen Sie Kundenvertrauen und fördern die Kundenzufriedenheit.

Zeigen Sie zusätzliche kostenpflichtige Services als weitere Optionen an und nutzen damit die Chance auf Upselling.

Damit machen Sie aus der Not eine Tugend und eröffnen sich die Möglichkeit, zusätzlichen Umsatz zu generieren!


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